Technology OverviewEinsatz von Kreuz- und Gleichschlagseilen

Einsatz von Kreuz- und Gleichschlagseilen

Die Auswahl der Seilschlagart muss die konkrete Verwendung des Seiles, die Seilkonstruktion, Krankomponenten und die im Einsatz zu erwartenden, die Seillebensdauer wesentlich bestimmenden, Verschleißfaktoren berücksichtigen. Das Ziel der Seilauswahl ist eine hohe Seillebensdauer bei gleichzeitiger Sicherheit, d.h., der sichere Betriebszustand des Seiles kann unter Beachtung der seil-spezifischen Ablegekriterien durch den Betreiber in der konkreten Anwendung jederzeit zuverlässig erkannt werden. Eine pauschale Aussage zur Verwendung von Kreuz- bzw. Gleichschlagseilen ist deshalb ohne Kenntnis des konkreten Einzelfalls nicht möglich bzw. sinnvoll.

Kreuzschlagseile

Weitverbreitet sind Kreuzschlagseile, die deshalb vermutlich auch als universell einsetzbar betrachtet werden. Kreuzschlagseile sind sehr strukturstabil aufgrund der gegenläufigen Verseilung der Drähte und Litzen, was sie gegen äußere Verdrehung widerstandsfähiger macht. Das Seildrehmoment ist geringer als bei Gleichschlagseilen. Kreuzschlagseile bieten auch eine gute Verschleißfestigkeit. Konstruktionsbedingt treten aufgrund höherer Pressung zwischen Draht und Seilrille und stärkerer Drahtkrümmung in der Litze die äußerlich sichtbaren Drahtbrüche früher auf als bei Gleichschlagseilen, was deren Erkennbarkeit zur Beurteilung des Seilzustandes in Bezug auf die Ablegereife erleichtert. Dennoch sind Kreuzschlagseile keine Universalseile für alle Anwendungen unter den oben genannten Zielen der Seilauswahl.

Gleichschlagseile

Gleichschlagseile sind nicht nur bei der Herstellung, sondern auch bei der Anwendung, beginnend mit der Montage, anspruchsvoller. Dies hat seine Ursache in der gleichsinnigen Verseilung der Drähte und Litzen, was das Seildrehmoment erhöht, und Gleichschlagseile wesentlich empfindlicher gegen jede Art äußerer Verdrehung macht.

Gleichschlagseile erreichen hohe Bruchbiegewechselleistungen aufgrund der geometrisch günstigeren Berührungsverhältnisse zwischen Draht und Seilrille, die zur Reduzierung der Pressung an den Kontaktpunkten führt. Diese Reduzierung der Pressung ist vorteilhaft für die Lebensdauer der Krankomponenten und des Seiles selbst. Anzumerken ist aber auch, dass, im Vergleich zu Kreuzschlagseilen, die Entwicklung der äußerlich sichtbaren Drahtbrüche langsamer erfolgt. Die Erkennung der Ablegereife aufgrund äußerlich sichtbarer Drahtbrüche kann deshalb erschwert sein. Aufgrund dessen sind die Ablegedrahtbruchzahlen bei Gleichschlagseilen deutlich niedriger als bei Kreuzschlagseilen mit identischem Seilaufbau. Somit sind auch Gleichschlagseile keine Universalseile für alle Anwendungen unter den o.g. Zielen der Seilauswahl.

Hinweis: Wie im Absatz »Gleichschlagseile« beschrieben, kann es bei deren Verwendung zu vermehrten Drahtbrüchen im Seilinneren kommen, ohne dass diese von außen zu erkennen sind. Dies trifft insbesondere bei der Verwendung von drehungsfreien Seilen in Längsschlag unter reiner Biegewechselbeanspruchung auf. Dies sollte mit einem Seil-Sachverständigen abgeklärt werden.

Krankomponenten und Krangeometrie

Neben dem Seil selbst sind Krankomponenten und Krangeometrie wichtige Kriterien für die richtige Seilauswahl. Herauszuheben sind das eingesetzte Trommelsystem und die durch die Krangeometrie konstruktiv gewählten Ablenkwinkel. Während einlagig bewickelte Trommeln das Seil neben der Zugbelastung wesentlich auf Biegung und seitliche Ablenkung und damit Verdrehung beanspruchen, dominieren in der Mehrlagenwicklung der mechanische Verschleiß und Querdruckbeanspruchungen zwischen den sich berührenden Seilsträngen.

Der durch die Krangeometrie konstruktiv gewählte Ablenkwinkel ist eine für die betriebssichere Seilwicklung und den Grad des Seilverschleißes wichtige Kenngröße. Für die Mehrlagenwicklung wird ein maximaler Ablenkwinkel von 1,5° empfohlen, während einlagige Trommelsysteme mit höheren Ablenkwinkeln, z.B. bis 4°, arbeiten können.

Mithin ist die richtige Seilauswahl auf diese Betriebsbzw. Verschleißbedingungen abzustimmen.

Folgende Grundregeln zur Auswahl der Seilschlagart der auf Trommeln wickelnden Seile haben sich bewährt und werden deshalb auch von uns empfohlen:
• Einlagig bewickelte Trommel = Kreuzschlagseil
• Mehrlagig bewickelte Trommel = Gleichschlagseil

Bei einlagigen Trommeln hat das Kreuzschlagseil klare Vorteile, da es die üblicherweise größeren Ablenkwinkel besser kompensieren kann. Auch die leichtere Erkennung äußerlich sichtbarer Drahtbrüche ist ein wichtiges Argument für die Verwendung von Kreuzschlagseilen auf einlagigen Trommeln, wo starker mechanischer Seilverschleiß, der auch zu Drahtbrüchen führt, nicht oder nicht wesentlich vorhanden ist. Bei Mehrlagenwicklung ist nicht die Biegewechselfestigkeit des Seiles, sondern dessen Resistenz gegen mechanische Einwirkungen ausschlaggebend für die Seillebensdauer. Kreuzschlagseile sind für die Mehrlagenwicklung weniger geeignet, weil sich Drähte benachbarter Seilstränge ineinander verhaken können. Dies führt zu hohem mechanischem Verschleiß. Die Berührung der Seilstränge während des Wickelvorganges ist auch gut »hörbar«.

Die Folge sind vorzeitige Drahtbrüche. Für die Mehrlagenwicklung haben sich deshalb Gleichschlagseile erfolgreich etabliert, da keine Verzahnung benachbarter, ich berührender Seile möglich ist, was die Seillebensdauer deutlich erhöht.

Durch den Einsatz von Seilen mit verdichteten Außenlitzen bzw. gehämmerten Seilkonstruktionen, kann wegen der dann sehr glatten Oberfläche und hohen Abriebfestigkeit die Seillebensdauer weiter erhöht werden.

Die oben gemachten Ausführungen haben sich in der Praxis bewährt.

Kundenseitig gewünschte, fallweise Abweichungen sind deshalb stets gründlich in Bezug auf die
• konkreten Seileinsatzbedingungen
• die gewählte Seilkonstruktion
• sowie die kundenseitige Seilüberwachung in Bezug
auf die Ablegereife zu analysieren, bevor eine abweichende Entscheidung getroffen werden kann.

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