Die Seilmontage ist bestmöglich vorzubereiten. Hierbei sind folgende Punkte zu beachten:
Prüfung des neuen Seiles
Das neue Seil ist bezüglich Konstruktion und Schlagrichtung zu kontrollieren, außerdem ist der aktuelle Seildurchmesser zu messen. Diese Informationen sollten mit den Lieferdokumenten verglichen werden. Die nachfolgende Grafik zeigt die korrekte Zuordnung der Seilgängigkeit, rechts- oder linksgängiges Seil, zur vorhandenen Trommel, die ober- oder unterschlägig das Seil wickelt.
Trommeln lassen sich in rechts- bzw. linksgängig einteilen. Die bewährte Regel zur richtigen Seilauswahl besagt, das ein rechtsgängiges Seil auf einer linksgängigen Trommel zum Einsatz kommt und umgekehrt. Dies gilt insbesondere für alle einlagigen Trommelsysteme. Auch bei mehrlagig wickelnden Trommeln empfehlen wir die Beachtung dieser Regel.
Fall A: Unterschlägig wickelnde Trommel: Wickelrichtung von rechts nach links. Linksgängige Trommel erfordert ein rechtsgängiges Seil
Fall B: Unterschlägig wickelnde Trommel: Wickelrichtung von links nach rechts Rechtsgängige Trommel erfordert ein linksgängiges Seil
Fall C: Oberschlägig wickelnde Trommel: Wickelrichtung von links nach rechts Linksgängige Trommel erfordert ein rechtsgängiges Seil
Fall D: Oberschlägig wickelnde Trommel: Wickelrichtung von rechts nach links Rechtsgängige Trommel erfordert ein linksgängiges Seil
Maßliche und visuelle Überprüfung der Seilrillen
Nachdem das alte Seil abgelegt wurde sind alle Seilrillen, sowohl in den Seilscheiben als auch auf der Seiltrommel selbst, maßlich und visuell zu prüfen. Die maßliche Prüfung kann mit geeigneten Rillenlehren durchgeführt werden. Beschädigte oder schwergängige Seilscheiben sollten stets ausgetauscht bzw. nachgearbeitet werden.
Mögliche Ergebnisse der Rillenüberprüfung
Fall A: Die Seilrille ist in Ordnung.
Fall B: Die Seilrille ist maßlich kleiner als nach der Norm gefordert. Das Seil sollte nicht montiert werden, da es in der Seilrille geklemmt und dadurch beschädigt würde. Die Folge wären unvermeidbare Seilgefügeschäden nach kurzer Betriebszeit.
Fall C: Der Durchmesser der Seilrille ist zu groß. Dies reduziert zwar die Seillebensdauer, dieser Effekt ist aber nicht so schwerwiegend, als dass sofort Maßnahmen ergriffen werden müssten. Es besteht jedoch auch die Gefahr des »Herausspringens« des Seiles aus der Seilscheibe (entgleisen).
Seilmontageprozess
Die Seilmontage muss durch erfahrenes, unterwiesenes Personal stets sehr sorgfältig erfolgen! Folgende Punkte sind zu beachten: 1. Während auf Ringen gelieferte Seile einfach auszulegen sind, müssen Seilhaspeln auf geeigneten Abwickelvorrichtungen, z.B. Drehteller oder Wickelbock, aufgenommen werden.
- Keinesfalls sollte das Seil aus dem Ring oder der Haspel abgezogen werden. Hierdurch werden Verdrehungen in das Seil eingebracht!
- Bei manchen Seilmontagen erfolgt das Einziehen des neuen Seiles mit Hilfe des alten Seiles. Insbesondere beim Wechsel von drehungsfreien Hubseilen sollte die Verbindung zwischen beiden Seilen so gewählt werden, dass eventuell im alten Seil vorhandener Drall nicht auf das neue Seil übertragen werden kann. Dies kann beispielsweise durch das Koppeln beider Seile über einen Drallfänger erreicht werden.
- Wickelrichtung beachten! Bitte positionieren Sie die Anlieferhaspel so, dass die Wickelrichtung für das Seil unverändert bleibt. Vermeiden Sie bei der Seilmontage gegenläufige Wickelrichtung mit Gegenbiegung.
5. Bitte prüfen Sie vor dem Wickelbeginn den gesamten Einscherungsbereich, um sicherzustellen, dass das Seil während der Montage korrekt eingeschert wurde und nicht über Kanten geführt wird.
6. Wickeln Sie die Seile stets kontrolliert ab und auf! Wir empfehlen, dass eine Person den Sprechkontakt mit dem Kranführer hat und den Abwickelvorgang an der Lieferhaspel überwacht, um bei Störungen den Montageprozess jederzeit stoppen zu können.
7. So lösen Sie das Seilende auf der Anlieferhaspel: Bitte unterbrechen Sie den Montageprozess, wenn auf der Anlieferhaspel in der ersten Wickellage noch etwa 5 Windungen vorhanden sind, um die ggf. innenliegende und befestigte Endverbindung bzw. das Seilende lösen zu können. Fahren Sie anschließend mit stark reduzierter Wickelgeschwindigkeit bis kurz vor den Endpunkt. Stoppen Sie den Montageprozess und lösen Sie die Endverbindung bzw. das Seilende.
Inbetriebnahme nach Seilmontage
Nach Abschluss der Montage empfehlen wir, das Seil vollständig einzuscheren. Die gesamte Seillänge soll unter geringer Last über alle Seilrollen hinweg bewegt werden. Dies sorgt dafür, dass sich die Seilelemente im Seilgefüge setzen können. Diesen Vorgang bitten wir, mehrfach durchzuführen, da so das Seil optimal für den Einsatz vorbereitet wird. Bei Mehrlagenwicklung ist das Seil abschließend mit Seilvorspannung zu wickeln, wie nachfolgend erläutert wird.
Seilmontage bei Mehrlagenwicklung
Die Montage des Seiles auf einer mehrlagig wickelnden Seiltrommel ist besonders anspruchsvoll! Bei sehr großen Seillängen oder auch bei einer Erstmontage sollte der gesamte Montageprozess gründlich geplant werden. Dies gilt auch, wenn Seillängen auf die Krantrommel aufzulegen sind, von denen bekannt ist, dass nach der Seilmontage ein vollständiges Abwickeln und erneutes Aufwickeln durch den Kran selbst – siehe auch Inbetriebnahme – aufgrund der temporären Krankonfiguration nicht möglich ist. Der Anlieferhaspel sollte, wenn möglich, stets gebremst werden. Die Bremskraft ist so zu wählen, dass die Seilwicklung auf der Anlieferhaspel nicht zerstört wird. Die so erzeugte Bremsspannung erleichtert das Aufwickeln des Seiles auf die Krantrommel. Sie erreicht aber in aller Regel nicht die als notwendig erkannte Seilvorspannung für Mehrlagenwicklung, die nachfolgend erläutert wird. Stehen Hilfsmittel zur Erzeugung einer Bremsspannung nicht zur Verfügung, muss das Seil zunächst bestmöglich lastfrei auf die Krantrommel aufgelegt werden. Keinesfalls darf die Bremskraft durch Klemmen des Seiles selbst erzeugt werden, da dies zu schweren Seilschäden bereits bei der Montage führen kann.
Bedeutung der Seilvorspannung bei Mehrlagenwicklung
Bei mehrlagig wickelnden Trommeln ist die Seilvorspannung die wesentliche Voraussetzung für ein korrektes Wickelbild und eine Verschleißminimierung des Seiles in den unteren, durch Druck stark belasteten Wickellagen. Praktische Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Seilvorspannung, die etwa 10% des Nennseilzuges entspricht, nachhaltig positiv ist. Sollte diese Seilvorspannung aufgrund der Seillängen und/oder der Krankonfiguration sowie verfügbarer Lasten nicht möglich sein, dann ist dennoch auch eine geringere Seilvorspannung hilfreich, wenngleich nicht so wirkungsvoll.
Zeichen für ungenügende oder fehlende Vorspannung sind Wickelstörungen, die durch Spaltbildung der sich unter Druckbeanspruchung verschiebenden Seilstränge unter Wickellagen verursacht werden. Ohne Korrektur dieses Zustandes kann es zum Einschneiden von Seilsträngen und in der Folge zu Seilschäden bis hin zur Ablegereife des Seiles kommen.
Bitte erneuern Sie deshalb die Seilvorspannung auf der gesamten Seillänge regelmäßig, spätestens jedoch bei erkennbaren Wickelstörungen. Hierdurch wird die Seillebensdauer nachhaltig verlängert. In der Mehrlagenwicklung arbeiten Spezialdrahtseile, insbesondere drehungsfreie Hubseile, am wirtschaftlichsten, wenn die gesamte im Kran montierte Seillänge regelmäßig genutzt wird.
Sollten bestimmte Seilbereiche aufgrund der Arbeitsweise bzw. Krankonfiguration längere Zeit nicht benutzt werden können, dann ist der Einsatz einer angepassten Seillänge zu empfehlen, um Wickelstörungen und mögliche Seilschäden zu vermeiden.